Die meisten Android-Tablet-Nutzer ahnen nicht, welche Datensammlung täglich auf ihren Geräten stattfindet. Während Sie entspannt auf der Couch Nachrichten lesen oder Videos schauen, arbeiten zahlreiche Apps fleißig im Hintergrund und zapfen persönliche Informationen ab. Ein Blick in die App-Berechtigungen Ihres Tablets könnte Sie überraschen – und zum Handeln motivieren.
Warum sammeln Apps überhaupt Ihre Daten?
Apps benötigen bestimmte Berechtigungen, um ordnungsgemäß zu funktionieren. Eine Kamera-App braucht logischerweise Zugriff auf die Kamera, eine Navigations-App auf Ihren Standort. Problematisch wird es, wenn eine einfache Taschenrechner-App plötzlich Ihre Kontakte auslesen oder das Mikrofon aktivieren möchte.
Viele Entwickler monetarisieren kostenlose Apps durch Datenverkauf an Werbepartner oder Marktforschungsunternehmen. Etwa 97 Prozent der Apps im Google Play Store sind kostenlos verfügbar und finanzieren sich häufig über alternative Wege. Je detaillierter das Nutzerprofil, desto höher der potenzielle Wert. Standortdaten verraten Ihre täglichen Gewohnheiten, Mikrofon-Zugriffe können Gespräche erfassen, und Kamera-Berechtigungen ermöglichen theoretisch unbemerkte Aufnahmen.
Diese Berechtigungen verdienen Ihre besondere Aufmerksamkeit
Nicht alle App-Berechtigungen sind gleich sensibel. Während der Zugriff auf den Gerätespeicher meist harmlos ist, sollten Sie bei folgenden Berechtigungen besonders wachsam sein:
- Standort: Ermöglicht die Erstellung detaillierter Bewegungsprofile
- Mikrofon: Kann Gespräche und Umgebungsgeräusche aufzeichnen
- Kamera: Erlaubt unbemerkte Foto- und Videoaufnahmen
- Kontakte: Zugriff auf Namen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen
- SMS/Telefon: Kann Nachrichten lesen oder kostenpflichtige Anrufe tätigen
- Kalender: Verrät Ihre Termine und persönlichen Gewohnheiten
So überprüfen und ändern Sie App-Berechtigungen auf Ihrem Android-Tablet
Die gute Nachricht: Android gibt Ihnen die volle Kontrolle über App-Berechtigungen. Der Weg dorthin ist einfacher als gedacht und dauert nur wenige Minuten. Die Benutzeroberfläche variiert je nach Hersteller, doch das grundlegende Vorgehen bleibt identisch.
Schritt-für-Schritt-Anleitung für mehr Datenschutz
Öffnen Sie die Einstellungen Ihres Android-Tablets – meist über das Zahnrad-Symbol im App-Drawer oder in der Benachrichtigungsleiste. Suchen Sie den Menüpunkt Apps oder Anwendungen. Je nach Android-Version und Hersteller kann dieser Punkt auch Apps & Benachrichtigungen heißen.
Tippen Sie auf App-Berechtigungen oder Berechtigungen. Hier sehen Sie eine Übersicht aller verfügbaren Berechtigungsarten. Alternativ können Sie auch eine spezifische App auswählen und deren individuelle Berechtigungen bearbeiten.
Die intelligente Herangehensweise: Nach Berechtigung sortiert
Beginnen Sie mit den sensiblen Bereichen wie Standort. Hier sehen Sie alle Apps, die Ihren Aufenthaltsort abfragen können. Fragen Sie sich bei jeder App: Benötigt diese Anwendung wirklich meinen Standort? Eine Wetter-App macht Sinn, ein Notizen-Tool eher nicht.
Tippen Sie auf die jeweilige App und wählen Sie zwischen Zulassen, Nur während der App-Nutzung oder Nicht zulassen. Die mittlere Option ist oft der beste Kompromiss – die App funktioniert, kann aber keine Daten im Hintergrund sammeln.
Mikrofon und Kamera unter die Lupe nehmen
Wechseln Sie zum Bereich Mikrofon und prüfen Sie kritisch: Braucht Ihre Shopping-App wirklich Zugriff auf das Mikrofon? Oder die Foto-Bearbeitungs-App auf Ihre Gespräche? Im Zweifel deaktivieren Sie die Berechtigung – falls die App nicht mehr ordentlich funktioniert, können Sie sie jederzeit wieder aktivieren.
Das Gleiche gilt für die Kamera-Berechtigung. Nur Apps, die tatsächlich Fotos oder Videos aufnehmen sollen, benötigen diesen Zugriff. Seien Sie besonders misstrauisch bei kostenlosen Apps, die ungewöhnlich viele Berechtigungen anfordern.
Praktische Tipps für den Alltag
Gewöhnen Sie sich an, bei der Installation neuer Apps genau hinzuschauen. Android zeigt Ihnen vor der ersten Nutzung, welche Berechtigungen eine App anfordert. Lehnen Sie übertriebene Forderungen ab – seriöse Apps funktionieren auch mit eingeschränkten Rechten.
Führen Sie alle paar Monate eine Berechtigungs-Inventur durch. Apps sammeln über Updates oft neue Berechtigungen, ohne dass Sie es bemerken. Ein regelmäßiger Check hält Ihr Tablet sauber und Ihre Daten geschützt. Moderne Android-Versionen senden Ihnen sogar automatische Benachrichtigungen, wenn Apps ungewöhnlich auf sensible Bereiche zugreifen.
Diese Warnsignale sollten Sie ernst nehmen
Werden Sie misstrauisch, wenn eine App deutlich mehr Berechtigungen fordert, als für ihre Funktion nötig wären. Eine einfache Taschenlampen-App, die Kontakte, Standort und Mikrofon-Zugriff möchte, verfolgt vermutlich andere Ziele als das Spenden von Licht.
Besonders kritisch sind Apps von unbekannten Entwicklern oder aus dubiosen Quellen. Installieren Sie Software grundsätzlich nur aus dem Google Play Store, wo zumindest eine Grundkontrolle stattfindet. Achten Sie auf die Bewertungen anderer Nutzer – diese verraten oft, ob eine App respektvoll mit persönlichen Daten umgeht.
Der Unterschied zwischen „Während der Nutzung“ und „Immer“
Moderne Android-Versionen bieten bei vielen Berechtigungen die Option Nur während der App-Nutzung. Diese Einstellung ist goldwert: Die App kann auf die gewünschten Funktionen zugreifen, sammelt aber keine Daten, wenn Sie sie nicht aktiv verwenden.
Wählen Sie Immer zulassen nur bei Apps, denen Sie voll vertrauen und die einen dauerhaften Zugriff zwingend benötigen – etwa bei Sicherheits-Apps oder Family-Tracking-Diensten. Die meisten anderen Anwendungen kommen problemlos mit zeitlich begrenzten Berechtigungen aus.
Alternative Lösungswege für mehr Privatsphäre
Zusätzlich zur Berechtigungskontrolle können Sie in den Tablet-Einstellungen unter Datenschutz oder Sicherheit weitere Schutzfunktionen aktivieren. Viele Android-Tablets bieten ein Datenschutz-Dashboard, das anzeigt, welche Apps in den letzten Stunden auf sensible Daten zugegriffen haben.
Nutzen Sie diese Transparenz-Features regelmäßig – sie verraten Ihnen, ob Apps heimlich aktiver sind als gedacht. Einige Hersteller integrieren sogar Echtzeit-Benachrichtigungen, wenn eine App ungewöhnlich oft auf Mikrofon oder Kamera zugreift. Mit diesen einfachen Schritten verwandeln Sie Ihr Android-Tablet von einer potenziellen Datensammel-Zentrale in ein respektvolles Gerät, das Ihre Privatsphäre ernst nimmt.
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