Wer regelmäßig Instagram nutzt, ahnt meist nicht, welch umfassendes digitales Profil im Hintergrund entsteht. Die beliebte Social-Media-Plattform erstellt tatsächlich automatisch detaillierte Backups aller Nutzeraktivitäten – und das in einem Ausmaß, das selbst technikaffine Anwender überraschen dürfte. Besonders brisant: Diese Datensammlung erfolgt auch dann, wenn du bewusst auf ein Facebook-Konto verzichtest.
Das unsichtbare Backup-System von Instagram
Instagram arbeitet mit einem ausgeklügelten Backup-Mechanismus, der weit über das hinausgeht, was den meisten Nutzern bewusst ist. Während du deine Stories postest oder durch den Feed scrollst, laufen im Hintergrund kontinuierliche Synchronisationsprozesse ab. Diese erfassen nicht nur deine sichtbaren Inhalte wie Fotos, Videos und Stories, sondern dokumentieren auch dein komplettes Nutzungsverhalten.
Das System speichert dabei jeden Klick, jeden Suchbegriff und jede Interaktion mit anderen Profilen. Meta sammelt sogar detaillierte Geräteinformationen wie verwendete Geräte, Betriebssysteme, Akkustand, Mobilfunknetz und welche anderen Apps parallel laufen. Seit Juni 2024 räumt sich Meta außerdem das Recht ein, alle Beiträge der Mitglieder zum Training von künstlicher Intelligenz zu nutzen.
Meta-Server: Auch ohne Facebook-Account dabei
Hier wird es besonders interessant: Seit Juli 2022 haben Instagram und Facebook dieselben Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien unter Meta. Diese Vernetzung bedeutet, dass deine Instagram-Daten automatisch in derselben Serverumgebung gespeichert werden wie Facebook-Profile – selbst wenn du nie ein Facebook-Profil erstellt hast.
Die Begründung liegt in der technischen Infrastruktur beider Plattformen. Instagram nutzt dieselben Rechenzentren und Backup-Systeme wie Facebook. Meta führt umfangreiche Datensammlungen auch von Nicht-Facebook-Nutzern durch, weshalb sogar ein spezielles Formular für Menschen ohne Facebook- oder Instagram-Konto existiert, die nicht möchten, dass Meta ihre Daten erhält und verarbeitet.
Metadaten: Die versteckten Informationsschätze
Während Posts und Stories offensichtliche Datenobjekte darstellen, sammelt Instagram parallel eine Vielzahl von Metadaten, die deutlich aufschlussreicher sind als vermutet:
- Präzise Standortdaten: Nicht nur bei aktivierter Ortserkennung, sondern auch über IP-Adressen und WLAN-Verbindungen
- Zeitstempel-Analysen: Wann du online bist, wie lange du scrollst und zu welchen Uhrzeiten du am aktivsten interagierst
- Interaktionsmuster: Welche Profile du häufig besuchst, auch ohne zu folgen oder zu liken
- Suchhistorie: Alle eingegebenen Suchbegriffe, inklusive der nicht abgesendeten
- Geräteinformationen: Smartphone-Modell, Betriebssystem, installierte Apps und technische Spezifikationen
Diese Metadaten werden kontinuierlich ausgewertet und zu einem umfassenden Verhaltensprofil zusammengefügt. Ab dem 27. Mai 2025 gelten neue Datenschutzregelungen, die explizit „alle Aktivitäten der Nutzer“ umfassen.
Der Weg zu deinen gespeicherten Daten
Instagram bietet über die offizielle Funktion Lade deine Informationen herunter einen direkten Einblick in die gesammelten Daten. Dieser Service, der aufgrund der DSGVO-Bestimmungen zur Verfügung gestellt wird, offenbart oft überraschende Details über das Ausmaß der Datensammlung.
Um deine Daten anzufordern, gehst du zu deinem Profil, öffnest das Menü mit den drei Linien und navigierst zu „Your Activity“ (Deine Aktivität). Scrolle zum Ende der Seite und wähle „Download your Information“. Nach der Bestätigung per E-Mail erhältst du innerhalb von bis zu 48 Stunden eine ZIP-Datei mit sämtlichen über dich gespeicherten Informationen. Wichtig: Der Download-Link ist nur vier Tage lang gültig.
Was du in deinem Datenpaket findest
Das heruntergeladene Archiv wird als ZIP-Datei bereitgestellt und gliedert sich in verschiedene Ordner mit spezifischen Informationskategorien. Du kannst wählen, ob du die Daten im HTML-Format oder in anderen strukturierten Formaten herunterladen möchtest. Die Daten umfassen nicht nur deine Posts und Stories, sondern auch Chat-Verläufe, Nachrichten und detaillierte Aktivitätsprotokolle.
Die Standortdaten-Sektion dokumentiert nicht nur deine aktuellen Check-ins, sondern auch historische Bewegungsmuster über Jahre hinweg. Selbst Nutzer, die bewusst die Standortfreigabe deaktiviert haben, finden hier oft detaillierte Ortsinformationen, die über andere Datenquellen ermittelt wurden.
Backup-Strategien für bewusste Nutzer
Wer seine Instagram-Daten selbst kontrollieren möchte, sollte regelmäßige Downloads der eigenen Informationen durchführen. Diese lokalen Backups bieten mehrere Vorteile: Du behältst die Kontrolle über deine Inhalte, kannst gelöschte Posts nachvollziehen und entwickelst ein Bewusstsein für das Ausmaß der Datensammlung.
Die regelmäßige Nutzung der offiziellen Download-Funktion ist der sicherste Weg, um vollständige Backups zu erstellen. Externe Tools sollten mit Vorsicht verwendet werden, da sie oft gegen die Nutzungsbedingungen von Instagram verstoßen und Sicherheitsrisiken bergen können. Professionelle Datensicherung und Wiederherstellung bleibt jedoch essentiell für den Schutz deiner digitalen Identität.
Kontrolle über die automatische Datensammlung
Obwohl sich die vollständige Datensammlung nicht verhindern lässt, bietet Instagram verschiedene Einstellungen zur Reduzierung der Backup-Aktivitäten. In den Datenschutzeinstellungen kannst du die Personalisierung von Werbeanzeigen einschränken und bestimmte Datenverwendungen begrenzen.
Seit November 2023 gibt es ein Abo-Modell ohne Werbung, das eine Alternative zur werbebasierten Datennutzung darstellt. Die früher verfügbaren Formulare zur individuellen Datensperrung wurden jedoch entfernt – nur ein Formular für Menschen ohne Meta-Konten existiert noch.
Die regelmäßige Überprüfung und der bewusste Umgang mit den verfügbaren Einstellungen helfen dabei, die Balance zwischen Nutzungskomfort und Datenschutz zu finden. Instagram wird weiterhin umfangreiche Backups erstellen und Daten sammeln – aber mit dem richtigen Wissen kannst du zumindest nachvollziehen, welche Informationen über dich gespeichert werden und wie du Zugang zu diesen Daten erhältst.
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